Das zweite zu Hause.
Die Gründung und Entwicklung des Standorts Crailsheim.
Jeden Freitagabend setzt sich Werner Schmidt sen. auf sein Fahrrad und macht sich auf den Weg zurück nach Göppingen. Die 70 Kilometer, die zwischen seiner Familie und der Niederlassung in Crailsheim liegen, wo er unter der Woche arbeitet, kennt er in- und auswendig. Nachdem er das Wochenende daheim verbracht hat, schwingt er sich am Sonntagabend wieder auf sein Rad und fährt über die Hügel und Feldwege zurück nach Crailsheim – zurück ins zweite zu Hause von LEONHARD WEISS.
Die abenteuerliche Reise nach Crailsheim nimmt 1938 ihren Anfang, an einem Wendepunkt in der Firmengeschichte. Im Februar stirbt Gründer Leonhard Weiß überraschend mit gerade einmal 56 Jahren. Sohn Walter Weiss, der einmal in seine Fußstapfen treten sollte, beginnt in diesem Jahr erst mit dem Studium. So führen Schwiegersohn Werner Schmidt sen. und Witwe Ottilie Weiß die Geschäfte im Sinne des Verstorbenen weiter. Unter anderem setzen sie auch noch 1938 dessen Pläne um, in Crailsheim einen neuen Standort zu gründen. Vieles hatte der Firmengründer für diesen großen Schritt selbst schon in die Wege geleitet.
Es spricht für seinen unternehmerischen Weitblick, dass Leonhard Weiß‘ Wahl auf Crailsheim fällt, einen aufstrebenden Eisenbahnknotenpunkt und der ideale Standort, um neue Absatzmärkte in Nordost-Württemberg und Bayern zu erschließen. In der damals strukturschwachen, landwirtschaftlich geprägten Umgebung ist außerdem die Nachfrage nach Arbeit groß. Schnell ist LEONHARD WEISS in der Gegend vernetzt und als aufstrebender Arbeitgeber bekannt. Aus der anfänglich erstellten einfachen Baracke in der Brunnenstraße entwickelt sich ein breit aufgestelltes Bauunternehmen, dem es in der Innenstadt bald zu eng wird. „Die Gelben“, die von Crailsheim in alle Himmelsrichtungen ausströmen, sind ein fester Bestandteil der Region.
Für die Familienlinie Schmidt und später Schmidt-Weiss wird Crailsheim mehr als ein strategisch guter Standort, sondern ein echtes zu Hause. Mitte der 1950er-Jahre beschließen Walter Weiss und Werner Schmidt sen., die Verantwortung auf die beiden Standorte aufzuteilen. 1965 wird die nächste Generation mit den Söhnen der beiden, Ulrich Weiss und Werner Schmidt-Weiss, als Kommanditisten ins Unternehmen aufgenommen. Werner Schmidt-Weiss wohnt bis 1972 mit seiner Familie direkt im Firmengebäude in Crailsheim. Die Kinder Susanne und Stefan wachsen auf dem Bauhof auf, spielen zwischen Werkstatt, Lager und Schreinerei.
Auch wenn die Gesellschafterfamilien eine gute Zusammenarbeit pflegen – die Teilung der Standorte in Göppingen und Crailsheim bringt unweigerlich ein gewisses Konkurrenzdenken mit sich. Im Jahr 1998, 60 Jahre nach der Gründung Crailsheims, stellt die Unternehmensführung die Weichen jedoch neu. Die beiden Niederlassungen werden durch eine neue Unternehmensstruktur und einer neuen Geschäftsführung wieder zu einem Unternehmen vereint. Es entsteht damit auch ein neues, starkes Gemeinschaftsgefühl, das alle Standorte und Mitarbeiter umfasst und sie in ihrer Zugehörigkeit zum Familienunternehmen bestärkt. LEONHARD WEISS ist von nun an nicht mehr in Göppingen, Crailsheim oder an einem anderen Standort zu Hause. Sondern auf den gelben Baustellen im In- und Ausland, wo Freude am Bauen gelebt wird.