Schwarz-Weiß-Foto eines Lkw mit der Aufschrift 'Leonh. Weiss K.G. Bauunternehmen Göppingen', dessen Ladefläche mit einem Bagger mit Schutt beladen wird
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Mechanisierung nach dem Krieg.

Und dann geht es steil aufwärts.

Eine ganz normale Gleisbaustelle von LEONHARD WEISS Mitte der 1950er Jahre: Die Männer arbeiten sich bewaffnet mit Schaufeln durch den Schotter, dass die Steine nur so umherfliegen. Alle packen mit an, als nach dem Ausschachten die Schienen von Hand verladen und mit Zangen am richtigen Platz befestigt werden. Auch das Gleisstopfen ist Handarbeit: mit Pickeln schieben die Arbeiter den Schotter unter die Gleise und richten die gesamte Anlage aus. In einer Schicht von acht Stunden schaffen zehn Arbeiter etwa 100 Meter.

Während in anderen Ländern wie den USA schon Gleisbauzüge die Arbeit erleichtern, sind große Maschinen in Deutschland noch bis Ende der 1950er Jahre verboten, um möglichst viele Menschen zu beschäftigen. Bei LEONHARD WEISS, wo bereits kurz nach der Besatzungszeit erste Aufträge der Reichsbahndirektion Stuttgart eintreffen, werden ganze Busse voll junger Männer vom Land auf die Baustellen gebracht. Dort wird zunächst vor allem die zerstörte Infrastruktur repariert. In einem dieser Busse sitzt Hermann Geiß. Er schreibt seine Erinnerungen an die ersten Einsätze Mitte der 1950er bei LEONHARD WEISS später auf.

Die erste Arbeit im Raum Göppingen war Schienenwechsel im Bahnhof Geislingen. Es waren auch Arbeiter aus Göppingen anwesend, die schon große Erfahrung damit hatten. Das war wichtig, denn aus unserem Bus hatten die meisten noch nie Gleisbauarbeiten verrichtet. (…) Es ging alles gut! Immer wenn wir später darüber sprachen, stellten wir fest, dass die ganze Baustelle ein großes Menschengewirr war.

Hermann Geiß, Gleisbaufacharbeiter

Noch während des Maschinenverbots schmiedet Walter Weiss große Pläne. Nachdem er 1954 bei einer Reise in die USA die Möglichkeiten moderner Technik mit eigenen Augen gesehen hat, ist er entschlossen, die Mechanisierung auch in seiner Firma voranzutreiben. Ab 1957 sind Bagger erlaubt. 1959 schafft LEONHARD WEISS als erstes privates Unternehmen im südwestdeutschen Raum eine Stopfmaschine an. Und der Gerätepark wächst – auch durch die tatkräftige Unterstützung von Werner Schmidt sen..

Gemeinsam mit den Maschinenherstellern entwickelt LEONHARD WEISS neue, auf die Bedürfnisse und Anforderungen der Gleisbaustellen ausgelegte Maschinen. So wie der erste Zweiwegebagger 1967, entstanden aus einer Kooperation mit LIEBHERR. Walter Weiss erwirbt außerdem mehrere italienische Donelli Portalkräne. Diese erledigen mit leichten fließenden Bewegungen, was bisher schweißtreibende Schwerstarbeit war: Sie heben die alten Gleise aus dem Bett, und holen neue vom Transportfahrzeug. Trotz des Erfolgs, muss Walter Weiss intern gegen Widerstände kämpfen. Als jedoch auch im Unternehmen alle Weichen auf Mechanisierung gestellt sind, geht es aufwärts. Und zwar steil.

Die Maschinen wurden größer und größer und da sind wir praktisch im ganzen süddeutschen Raum die Nummer 1 gewesen. Mein Vater hat nach wie vor das Modernste wollen als Maschinen.

Ulrich Weiss, Gesellschafter

Dank der konsequenten Modernisierung wird LEONHARD WEISS eines der führenden Gleisbauunternehmen in der Bundesrepublik. Gleichzeitig kommen viele weitere Sparten, wie Brückenbau, Industriebau und schlüsselfertiges Bauen, hinzu. Der strahlend gelbe Gerätepark, zu dem neben Stopfmaschinen, Schotterpflügen, Schwellenwechselgeräten oder Zweiwegebaggern bald auch leistungsstarke Schnellumbauzüge gehören, wird zum Markenzeichen von LEONHARD WEISS.

Ende der 1980er Jahre ist das Bauunternehmen ein erfolgreicher Komplettanbieter. Der technisch anspruchsvolle Gleisbau umfasst noch 20 Prozent der Gesamtleistung. Hier setzt LEONHARD WEISS nach dem Zweiten Weltkrieg mit technischen Innovationen Maßstäbe.

Eine ganz normale Baustelle, 30 Jahre später

Wie eine monströse gelbe Raupe arbeitet sich die Maschine langsam, aber stetig über die Schienen. Vor ihr liegen die alten Gleise, doch hinter ihr, wo sie sich durchgefressen hat, erscheint das nigelnagelneue Gleis. Der Schnellumbauzug schiebt zunächst den Schotter zur Seite, hebt das alte Gleis hoch, lagert es ab, baut die alten Schwellen aus, um dann das neue Gleis zu verlegen. Alles vollautomatisch. Die Arbeiter in orangefarbener Schutzkleidung kontrollieren, ob alles reibungslos funktioniert. Wenn ja, schaffen sie bis zu 3.000 Meter – in einer Schicht.